Von Mensch zu Mensch

0511 – 16 58 10 37

In Dialog gehen

Annäherung an eine unternehmerische Haltung

Wenn Kreislaufwirtschaft die Antwort ist, was war dann noch mal die Frage?

Veröffentlichung

Hey, ich bin Lorenz!

Als Organisationsentwickler mit einem Background in Wirtschafts- und Unternehmensethik begleite ich bei der Identitätsstiftung Teams und Organisationen in Veränderungsprozessen. In diesem Beitrag lade ich dazu ein, gemeinsam auf den Ansatz der Kreislaufwirtschaft zu blicken und uns zu fragen, welche unternehmerische Haltung sie in der Konsequenz von uns fordert.

Bevor wir jedoch in die Theorie einsteigen, ein kleiner Einblick in das Projekt Creative Lab #7 Kreislaufwirtschaft

Gemeinsam mit meinem Kollegen Max Woellert durfte ich in diesem Projekt des Kompetenzzentrum Kultur und Kreativwirtschaft des Bundes die fünf Gewinner*innen-Teams in einem Zeitraum von fünf Monaten als Mentor in ihrer Entwicklung begleiten und Kontakte an der Schnittstelle zu mittelständischen Unternehmen und Industrie herzustellen. Die Teams arbeiten allesamt an kreislauffähigen Produkten und Geschäftsmodellen. So stellen die Gründerinnen von Myco Colors beispielsweise Farbstoffe aus Pilzmyzel als Alternative zu erdölbasierten, synthetischen Farbstoffen der Textilindustrie her. Mūjo Lab, ein weiteres Team, produziert durchsichtige Verpackungsfolien aus zu 100 % kompostierbarer Braunalge. Neben der Entwicklung besonders nachhaltiger Produkte, standen die Teams ebenso vor der Herausforderung, auch ihre eigene unternehmerische Haltung konsequent auf den Ansatz der Kreislaufwirtschaft hin zu hinterfragen.

Max Woellert

Im Folgenden wollen wir nach der Grundlage fragen, auf welcher Unternehmer*innen handeln, wenn sie sich am Ansatz der Kreislaufwirtschaft orientieren wollen. Hierzu drei mögliche Perspektiven:

1. Kreislaufwirtschaft als Ansatz für ressourcen- und kosteneffizientes Handeln

Die Entscheidung, das unternehmerische Handeln am Prinzip der Kreislaufwirtschaft auszurichten, kann ökonomisch motiviert sein. Durch die Optimierung von Prozessen bei z. B. der Herstellung eines Produkts, können Ressourcen eingespart und Kosten reduziert werden. Ressourceneffizienz geht Hand in Hand mit Kosteneffizienz und legt nahe, dass das Prinzip der Kreislaufwirtschaft sich auch aus rein ökonomischer Perspektive lohnt.

2. Kreislaufwirtschaft als Ansatz der Konsistenz von Wertschöpfungsprozessen

Bei diesem Aspekt der Kreislaufwirtschaft geht es um das konkrete Design von Prozessen. Biologische Prozesse und technische Innovationen sollen hierbei eine fruchtbare Symbiose eingehen. Die sogenannte Konsistenz beschreibt die Harmonisierung von Natur und Technik mit dem Ziel, die Wirtschaft insgesamt naturverträglicher zu gestalten. Ein wesentlicher Antrieb kann hier beispielsweise die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit durch Innovationen sein.

3. Kreislaufwirtschaft als Ansatz weniger statt mehr zu benötigen

Auch die Suffizienz, also die Frage nach dem richtigen Maß, kann ein Antrieb sein. Sie stellt die Frage, wie durch eine Veränderung unseres Lebensstils und unserer Art zu wirtschaften ein gutes Leben für alle möglich sein kann. Anders als bei den Prinzipien von Effizienz und Konsistenz, liegt der Fokus hier nicht auf technischen Optimierungen, sondern auf der Veränderung unserer Motive und unseres Verhaltens.

Kommen wir also zurück zur Frage nach einer unternehmerischen Haltung der Kreislaufwirtschaft, so lässt sich festhalten, dass uns die Prinzipien der Effizienz und der Konsistenz wohl recht bekannt sein sollten. Beide sind gut kompatibel mit einer Orientierung an ökonomischem Gewinn. Anders verhält es sich jedoch mit dem Prinzip der Suffizienz.

Die eigene unternehmerische Haltung am Ansatz der Kreislaufwirtschaft zu hinterfragen, bedeutet also mutig neue Wege zu gehen und überholte Vorstellungen des Unternehmerischen über Board zu werfen. Kurzgefasst: der Bumerang kommt zurück, wenn Gewinn weiterhin ausschließlich ökonomisch, nicht jedoch ökologisch und sozial verstanden wird.

Das Mentoring der jungen Unternehmer*innen im Creative Lab hat hier deutlich werden lassen, dass konsequente Kreislaufwirtschaft ein unkonventionelles unternehmerisches Denken sowohl im Inneren gegenüber den eigenen Mitarbeitenden als auch im Außen gegenüber Partner*innen und Kund*innen erfordert. Zu nennen sind hier z. B. neue Inhaber*innenformen, solidarische Preismodelle für Produkte oder eine am Gemeinwohl orientierte Unternehmensstrategie.

In ihrer Konsequenz bedeutet die Kreislaufwirtschaft für Unternehmer*innen nicht weniger, als ein überholtes ökonomisches Denken und Handeln infrage zu stellen, das lange soziale und ökologische Kosten ausgeklammert (externalisiert) hat. Durch das Festhalten an linearen Prozessen in einer zirkulären Welt wurde ein großer Schaden angerichtet.

Was ich aus dem Projekt mitnehme

  • Kreislaufwirtschaft erfordert nicht nur eine neue unternehmerische Haltung, sondern stellt auch die Organisationsentwicklung vor neue Fragen und Herausforderungen – z. B. hinsichtlich Strategie, Kultur, Kommunikation und Stakeholdern.

  • Die Relevanz des Mentorings. Als Mentoren war es uns über den gesamten Prozess möglich, nah an dem Menschen hinter den Ideen zu sein, die jungen Unternehmer*innen zu spiegeln, gemeinsam aktuelle Bedarfe zu klären und daraus entscheidende Schlüsse für die nächsten Entwicklungsschritte zu ziehen.

  • Die Zusammenarbeit in Kooperationen macht große Freude und erweitert das gemeinsame Leistungs- und Erfahrungsspektrum. 👋️ Shoutout an u-institut und NEW STANDARD.S

Fotos: ©William Veder | Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes

Unsere Angebote

Persönlich in Kontakt.

0511 – 16 58 10 37

In Dialog gehen