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Die Stadt zurück erobern!

Eine Interaktion in Lissabon

Veröffentlichung

Auf Einladung des Goethe-Instituts Lissabon haben wir unsere Mobilitätsexpertin Johanna Worbs losgeschickt, um an einer Diskussion darüber, wie die städtische Mobilität der Zukunft in Metropolen sozial, ökologisch und menschenfreundlich gestaltet werden kann, teilzunehmen.

Wie wünschen wir uns die urbane Mobilität der Zukunft? Vor welchen Herausforderungen stehen europäische Großstädte wie Lissabon, Berlin, Amsterdam und auch Hannover? Welche Visionen können uns in die Zukunft bewegen?

Retomar a Cidade - Die Zukunft der Stadt

Eine gemeinsame Initiative des Goethe-Instituts und der Friedrich-Ebert-Stiftung in Portugal. Die Diskussionen und Vorträge der Reihe beschäftigen sich mit den drängenden Fragen der Stadtentwicklung in Porto und Lissabon. Dabei stehen Lösungsstrategien und der Austausch zwischen lokalen und internationalen Akteurinnen und Akteuren der Stadtentwicklung aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft im Fokus.

Ein Reisegespräch

Was kann die Identitätsstiftung zum Thema Mobilität der Zukunft beitragen?

Die Identitätsstiftung agiert im Schnittstellenbereich: Wir verbinden als Team Kommunikationsdesign, Kulturwissenschaften, Philosophie, Technik, Kunst und Beratung. Zusätzlich kooperieren wir mit Fachleuten für Stadtplanung oder Ingenieurswissenschaften, mit Vertreter*innen aus der Politik oder Verwaltung. Wir arbeiten also interdisziplinär und machen komplizierte Themen für die Zielgruppen direkt erfahrbar. Unsere Aufgabe ist es, Kommunikationsstrategien zu entwerfen, die die unterschiedlichen Ebenen zusammenführen. Durch Interaktionen oder Inszenierungen vermitteln wir das Thema, das oft sehr technikorientiert betrachtet wird und machen abstrakte Zahlen und Fakten erlebbar. Wir eröffnen damit eine narrative Ebene - die diese Debatte braucht, um einen Perspektivwechsel zu ermöglichen. In Lissabon habe ich eine Interaktion mit dem Publikum gemacht. Eine Aufstellung im Raum: Wie viel Fläche in der Stadt haben wir als Menschen eigentlich noch zur Verfügung, wenn man den Raum für Autos, bebaute Fläche oder Industriegebiete abzieht. Welche Räume lassen wir zum Beispiel für Kinder, wo können sie sich sicher und frei bewegen? Es ist ziemlich eng geworden im Publikum…

Welche Gedanken bringst du von Deiner Reise mit?

Zunächst die Bestätigung, dass die Fragen der Mobilität überall in Europa lebendig diskutiert werden, dass es ein wachsendes Bewusstsein dafür gibt, dass wir unsere Städte als menschenfreundliche Räume gestalten wollen, statt weiterhin dem Auto und der Geschwindigkeit den Vorrang zu geben. Außerdem die Überzeugung, dass wir Visionen entwickeln müssen, bevor wir Veränderungen anstoßen können. Wir brauchen ein positives gesellschaftliches Narrativ, das uns in die Zukunft zieht. Dazu können wir als Identitätsstiftung etwas beitragen. Es geht darum, Möglichkeitsräume im Kopf zu eröffnen und kreative Lösungen zu entwickeln. Die Apokalypse ist ja ebenso unwahrscheinlich wie das Paradies - aber Angst führt selten zu einer offenen gedanklichen Haltung, die auch positive Zukünfte als möglich erachtet.

Was hat dich überrascht?

iniges. Mich hat zum Beispiel überrascht, dass 140 Menschen über zwei Stunden produktiv miteinander diskutiert haben und sich hauptsächlich fragend dem Thema Mobilität genähert haben, vor allem das Publikum. Die richtigen Fragen zu finden, ist meiner Meinung nach genauso wichtig, wie die Antworten darauf. Es wurde zum Beispiel gefragt: Wie wichtig sind individuelle Bedürfnisse heute für die Stadtplanung? Gibt es den Durchschnittsmenschen in der Wirklichkeit überhaupt? Wie kann das Auto von einem privaten Prestigeobjekt in ein gemeinschaftlich geteiltes Verkehrsmittel verwandelt werden?

Welche Antworten gab es darauf?

Zwei grundlegende, wenn auch nicht abschließend, natürlich: Wir kommen nicht um regulatorische Eingriffe. Auf dem Praça do Comércio, einem der größten Plätze in Lissabon, haben zum Beispiel in den 70er Jahren noch hunderte Autos geparkt - heute ist das undenkbar und das war nur durch ein entsprechendes Verbot möglich. Das macht Mut, wenn man sich deutsche Innenstädte ansieht… Und wir brauchen diese öffentlichen Debatten um den Autobesitz, wenn wir eine Einstellungsänderung anstreben.

Was war besonders bei der Veranstaltung?

Besonders war aus meiner Sicht die Offenheit gegenüber dem Thema Kommunikation - das bei Mobilitätskonzepten aus unserer Erfahrung oft zu kurz kommt. Dann baut man eine Kreuzung um, aber es gibt kein Budget für die Kommunikation. Da findet zurzeit ein Umdenken statt und auch bei der Veranstaltung in Lissabon war aus meiner Sicht der Konsens: Wir brauchen Kommunikation für einen Perspektivwechsel und für ein besseres Verständnis für das Thema im Allgemeinen und unter den Verkehrsteilnehmenden im Besonderen. Beteiligungsverfahren und Kommunikationsstrategien sollten integraler Bestandteil von neuen Mobilitätskonzepten sein.

Was fällt dir auf, wenn du Lissabon und Hannover vergleichst?

Bei der Veranstaltung in Lissabon wurde das Thema Radverkehr intensiv diskutiert, die Infrastruktur ist dafür in den letzten Jahren in der Stadt geschaffen worden - allerdings habe ich wenige Menschen auf dem Rad gesehen, also anders als hier. Dafür waren in Lissabon wesentlich mehr Menschen zu Fuß unterwegs, trotz der steilen Hügel. Und das waren auch nicht nur Tourist*innen, glaube ich. Wir könnten also voneinander lernen: Wie steigt Lissabon aufs Rad oder: wie kommt Hannover auf die Füße…? Aber das ist nur ein Eindruck, eine Beobachtung.

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