Hi, ich bin Kyra!
Ich bin seit 2021 Teil des Teams der Identitätsstiftung. Im Rahmen meines Psychologiestudiums habe ich mich viel mit Themen wie Wahrnehmung, Emotionen und Erinnerung beschäftigt. Derzeit leite ich außerdem ein Projekt zur Digitalisierung des Kulturbereichs der Landeshauptstadt Hannover für das wir ein LAB eingerichtet haben, das stetig wächst und gemeinsam durch das Team gestaltet wird. Ein Experimentiertag zum Thema Rauminszenierung ist für mich also aus verschiedenen Blickwinkeln spannend.
Das Creative Collective ist ein interner Austauschraum.
In diesem Raum exploriert und experimentiert das Kollektiv mit Themen der Inszenierung. Das Creative Collective kuratiert diesen Raum für gemeinsame Inspiration, Exploration und Kreation, und öffnet ihn, um das gesamte Team zu befähigen.
Ein konkretes Format des Creative Collectives ist dabei der Experimentiertag. Dieser wird einmal pro Quartal mit dem gesamten Team der Identitätsstiftung durchgeführt. Dabei gibt es pro Experimentiertag ein Fokusthema, das sich aus dem laufenden Projektgeschäft heraus ergibt. Zu dem jeweiligen Thema findet dann ein mehrstündiger Workshop statt, der Raum für gemeinsames Explorieren und Experimentieren schafft.
Der Experimentiertag
Das gesamte Team wurde vom Kernteam des Creative Collective zum Experimentiertag eingeladen. Die einzige Information, die wir hatten, war, dass es um das Thema Rauminszenierung geht, der Rest war uns noch unbekannt.
Der Experimentiertag fand in unseren Räumlichkeiten in Hannover statt. Unser Büro ist dabei schon beim Betreten das beste Beispiel für Rauminszenierung, die zum Wohlfühlen und Verweilen einlädt. Der Duft von Orangenblüte, frischen Croissants und Kaffee – guten Morgen! An der ersten Station, direkt im Eingangsbereich, sollten wir uns für ein paar Minuten Gedanken machen und notieren, was Ankommen für uns persönlich bedeutet. Wohlfühlen, Orientierung, die richtige Temperatur und Vertrautheit waren Begriffe, die uns dabei direkt in den Kopf kamen.
Lisa gab uns im Anschluss eine kleine Einführung in das Creative Collective. Das Kernteam besteht aus Lisa, Manuela, Christian und Vitaliy – aber wenn wir zusammenkommen, beispielsweise für die Experimentiertage, dann sind wir alle gemeinsam das Creative Collective. Wir explorieren, experimentieren, entdecken, fragen und forschen. Gemeinsam blicken wir über den Tellerrand hinaus oder bohren tiefer, hinterfragen Bestehendes und gehen in den Dialog miteinander.
In den folgenden Stunden durften wir uns in Kleingruppen durch drei Räume bewegen, sie erkunden und ja, experimentieren!
Lichtraum
Für mich begann die Erkundungstour im Lichtraum in dem komplett abgedunkelten Raum „Kurt“. Christian erzählte uns als Einstieg etwas zu den vielseitigen Möglichkeiten, die uns mit Licht und Schatten eröffnet werden und zeigte uns immersive, raumfüllende Beispiele als Inspiration. Mithilfe eines mit Processing erstellten Zufallsgenerators wurde unsere Aufgabe entschieden für die Rauminszenierung durch Licht: organisch und verspielt. Wir hatten 20 Minuten Zeit, sämtliches Material, zahlreiche Lichtquellen und einen Beamer, um den Raum entsprechend der zwei Attribute zu gestalten. Die große Wand beleuchteten wir mit einem im Wasser tanzenden Korallenriff, Polsterfolie brach das Licht einer Lampe, Sternenprojektoren brachten die Decke in Bewegung. Organisch und verspielt – keine einfache Kombination. Und doch gelang es uns innerhalb kürzester Zeit eine Atmosphäre in die Kreation zu bringen und wortwörtlich einzutauchen.
Soundraum
In Rotation bewegten wir uns als Gruppe in den jeweils nächsten Raum. Für mich stand als nächstes das Inszenierungsmittel Sound an. Nach einem kurzen Explorationsgang durch den Raum „Aretha“, der als Konferenzraum genutzt wird, und das erste Austesten von Gegenständen zur Geräuscherzeugung, nahm Vitaliy mit der App Jam Looper diverse Sounds aus dem Raum auf und mischte sie zusammen. Wir experimentierten in einer weiteren Runde mit Rhythmus, Taktgebung und dem leicht versetzten Abspielen über zwei Lautsprecher. Je nach Lautstärke, Nähe zum Lautsprecher und Intensität des Klangs von Gegenständen oder auch unseren Stimmen erzeugten wir unterschiedliche und immer wieder neue Kompositionen, die bei uns unterschiedlichste Assoziationen weckten.
Materialraum
Im letzten Raum ging es um Material. Uns standen 199 verschiedene Materialmuster zur Verfügung, die wir nach Belieben sortieren durften. Oberflächenbeschaffenheit, Festigkeit, Struktur, Farbe, persönliche Präferenzen – wir entschieden uns für Farbe und sortieren von hell bis dunkel, sprachen über die unterschiedlichen Materialien und unsere Gedanken dazu. Im nächsten Schritt durften wir den Raum entsprechend unserer vorgenommenen Sortierung inszenieren. Gläser, Pflanzen, Stühle, Bücher und diverse andere Gegenstände wanderten auf den Boden, um die Farbpalette nachzubilden. So waren wir frei von Materialien und Beschaffenheit und konnten uns nur auf die Dimension der Farbe konzentrieren.
Abschließende Gedanken
Ich persönlich habe das Experimentieren, Spielen, Austesten und Rumschieben, ohne ein richtiges oder falsches Ergebnis zu produzieren, abseits des Projektgeschäfts, sehr genossen. Es hat meine Sinne geschärft und mich sensibilisiert für zukünftige Rauminszenierungen. Licht, Sound und Material sind ein essenzieller Bestandteil dessen, was mich eine Einschätzung über einen Raum treffen lässt und andere Sinne beeinflussen kann, mithilfe von Technik, Bewegung, diversen Hilfsmitteln oder einfach dem, was da ist. Ist das Licht wärmer, so ist die wahrgenommene Temperatur eine andere, sind die Sessel weicher, so fühle ich mich willkommener und entspricht die Musik meinem Geschmack, wirken die Menschen, denen ich dort begegne, sympathischer. So ist Rauminszenierung etwas, das wir nicht nur beim wortwörtlichen Einrichten eines Raumes im Kopf behalten sollten, sondern auch bei der Wahl des Workshop Raums, sowohl mit Kund*innen als auch innerhalb des Teams. Kein Wunder, dass wir die drei internen Klausurtagungen bzw. Strategietage der vergangenen zwei Jahre als ganz unterschiedlich in Erinnerung haben – auf einer grünen Wiese fühlt es sich nun einmal anders an als auf einer Theaterbühne.
Learnings für unser Projektgeschäft
Raumgefühl und somit auch die Möglichkeit zur Inszenierung findet immer statt – ob wir wollen oder nicht. Wir gestalten und wählen Räume für Projekte, intern wie extern, bewusst aus.
Rauminszenierung muss nicht viel Geld kosten und kann mit dem was da ist aktiv gelenkt werden.
Wir inszenieren Räume nicht für Projekte, sondern für die Menschen, die wir in ihnen erreichen wollen. Bei aufwändigeren Rauminszenierungen ist daher die Auseinandersetzung mit der Zielgruppe essenziell.
Wenn möglich sollten alle Sinne, auch der Geruchssinn, Beachtung finden.
Wir erzeugen durch das Zusammenspiel einzelner Inszenierungen eine Atmosphäre im Raum, die auf einer unbewussten und gleichzeitig einflussreichen Ebene wahrgenommen wird.