Was kann die Identitätsstiftung zum Thema Mobilität der Zukunft beitragen?
Die Identitätsstiftung agiert im Schnittstellenbereich: Wir verbinden als Team Kommunikationsdesign, Kulturwissenschaften, Philosophie, Technik, Kunst und Beratung. Zusätzlich kooperieren wir mit Fachleuten für Stadtplanung oder Ingenieurswissenschaften, mit Vertreter*innen aus der Politik oder Verwaltung. Wir arbeiten also interdisziplinär und machen komplizierte Themen für die Zielgruppen direkt erfahrbar. Unsere Aufgabe ist es, Kommunikationsstrategien zu entwerfen, die die unterschiedlichen Ebenen zusammenführen. Durch Interaktionen oder Inszenierungen vermitteln wir das Thema, das oft sehr technikorientiert betrachtet wird und machen abstrakte Zahlen und Fakten erlebbar. Wir eröffnen damit eine narrative Ebene - die diese Debatte braucht, um einen Perspektivwechsel zu ermöglichen. In Lissabon habe ich eine Interaktion mit dem Publikum gemacht. Eine Aufstellung im Raum: Wie viel Fläche in der Stadt haben wir als Menschen eigentlich noch zur Verfügung, wenn man den Raum für Autos, bebaute Fläche oder Industriegebiete abzieht. Welche Räume lassen wir zum Beispiel für Kinder, wo können sie sich sicher und frei bewegen? Es ist ziemlich eng geworden im Publikum…
Welche Gedanken bringst du von Deiner Reise mit?
Zunächst die Bestätigung, dass die Fragen der Mobilität überall in Europa lebendig diskutiert werden, dass es ein wachsendes Bewusstsein dafür gibt, dass wir unsere Städte als menschenfreundliche Räume gestalten wollen, statt weiterhin dem Auto und der Geschwindigkeit den Vorrang zu geben. Außerdem die Überzeugung, dass wir Visionen entwickeln müssen, bevor wir Veränderungen anstoßen können. Wir brauchen ein positives gesellschaftliches Narrativ, das uns in die Zukunft zieht. Dazu können wir als Identitätsstiftung etwas beitragen. Es geht darum, Möglichkeitsräume im Kopf zu eröffnen und kreative Lösungen zu entwickeln. Die Apokalypse ist ja ebenso unwahrscheinlich wie das Paradies - aber Angst führt selten zu einer offenen gedanklichen Haltung, die auch positive Zukünfte als möglich erachtet.
Was hat dich überrascht?
iniges. Mich hat zum Beispiel überrascht, dass 140 Menschen über zwei Stunden produktiv miteinander diskutiert haben und sich hauptsächlich fragend dem Thema Mobilität genähert haben, vor allem das Publikum. Die richtigen Fragen zu finden, ist meiner Meinung nach genauso wichtig, wie die Antworten darauf. Es wurde zum Beispiel gefragt: Wie wichtig sind individuelle Bedürfnisse heute für die Stadtplanung? Gibt es den Durchschnittsmenschen in der Wirklichkeit überhaupt? Wie kann das Auto von einem privaten Prestigeobjekt in ein gemeinschaftlich geteiltes Verkehrsmittel verwandelt werden?