Das ist also der Einfach-machen-Ansatz
Aufgabe
Die Stadtteilkultur in Hannover ist deutschlandweit einzigartig und seit der Nachkriegszeit ein wesentliches Element der Stadtgesellschaft – mit zahlreichen Angeboten und rund 1.000.000 Besucher*innen pro Jahr. Die große Herausforderung: Nach den vielen Jahrzehnten fehlt es an Energie und Vorstellungskraft, wie die Stadtteilkultur sich in Zukunft aufstellen soll. Wir sollen daher einen Veränderungsprozesses starten und Impulse für die Weiterentwicklung der Stadtteilkultur setzen.
Idee & Wirkung
Um Lust für die Veränderung zu machen, beginnen wir den Prozess mit einer Intervention, die irritiert, Widerstände weckt – und letztlich gerade so die Aufbruchsstimmung erzeugt, die es braucht.
Wir gestalten daraufhin einen partizipativen Prozess mit dem Ziel, die einzelnen Einrichtungen der Stadtteilkultur in Hannover als Gesamtorganisation zusammenzuführen. Der Prozess gibt den Teilnehmenden den gemeinsamen Raum, um Strategien zu entwickeln, die ihre Organisation angesichts aktueller Herausforderungen wie demografischer Wandel, Digitalisierung und veränderte Nutzungserwartungen zukunftsfähig machen. Im Fokus steht die Frage: Wie soll sich Stadtteilkultur entwickeln, um neue Nutzer*innen anzusprechen und weiterhin eine zentrale Rolle in der kulturellen Landschaft in Hannover einzunehmen?
Unsere Leistungen
Arbeit mit 30 Führungskräften und 23 Stadtteilzentren
Interne Workshops, Beratung, Strategieentwicklung
Gestaltung und Leitung eines partizipativen Leitbildentwicklungsprozesses
Prozessplanung für die Umsetzungsphase
Begleitung der Umsetzung und Implementierung des Leitbildes - Entwicklung von Kommunikationskonzepten
Paradoxe Intervention. Oder: Wie langweilig können wir sein?
Den Auftakt des Prozesses markiert eine paradoxe Intervention: Die rund 30 Teilnehmer*innen werden in einen der biedersten Vortragsräume der Stadt geladen und mit einem langweiligen Vortrag konfrontiert – bis plötzlich ein verstecktes Handy im Raum klingelt und eine unbekannte Stimme zum Aufbruch auffordert. Aus dieser Situation heraus ergeben sich sechs Kleingruppen, die auf eine Entdeckungstour durch die ganze Stadt starten.
Irritation als Auftakt: Mit sechs Taxen werden die Kleingruppen in die Stadt gebracht, dort von Bürger*innen zum Mittag eingeladen, in Fahrradläden oder leerstehenden Kirchen zum Brainstormen aufgefordert, zu Best-Practice-Beispielen geführt – und am Ende kommen alle wieder zusammen und der Abend klingt mit einem gemeinsamen Abendessen aus.
Die Absicht dahinter: Muster durchbrechen, Neugier wecken, Lust auf unentdeckte Ufer machen. Auf die Exkursion folgen weitere Workshops, bei denen wir die gemachten Erfahrungen aufarbeiten und in kleinen Übungen uns dem Machen annähern.
Wir nennen es den: Einfach-machen-Ansatz
Ins Handeln kommen, konkrete, sichtbare Ergebnisse erzielen. Als Zwischenergebnis entsteht gleich im ersten Workshop nach der Intervention ein Handbuch, in dem die zentralen Arbeitserkenntnisse festgehalten sind – und in dem sich die Teilnehmer*innen zu konkreten Handlungen bekennen, die in den folgenden Monaten erste Ergebnisse auf dem Weg zu einem neuen Selbstverständnis markieren.
In einzelnen Experimenten probieren sie neue Ideen aus und sammeln Erfahrungen, die sie als Gruppe reflektieren. Das gemeinsame Selbstverständnis wächst im Prozess und der „Einfach-machen-Ansatz“ wird als bewegliche Handlungsstrategie in den Teams etabliert.
Toolbox: Funkenflug
Parallel zu der internen Organisationsentwicklung starten wir einen partizipativen Designprozess. Ziel ist es, die über die Monate entstehenden Erkenntnisse direkt in Kommunikationsmedien zu überführen. So entsteht in Zusammenarbeit mit den Teilnehmenden die Tool- und Inspirationsbox „Funkenflug“.
Die Entwicklung der Inhalte erfolgt in Zusammenarbeit mit einem Redaktionsteam der Stadtteilkultur und wird in Workshops mit der gesamten Gruppe abgestimmt. Damit ist die Publikation Prozessdokumentation, Selbstreflexion, Handlungsleitfaden und Inspiration für die Zukunft gleichermaßen.
Durch die verschiedenen Module gibt es nicht eine lineare Lesart, sondern viele Möglichkeiten, die Box zu erleben. So stärken wir mit der Toolbox die kollektive Identität in der Organisation und ermöglichen zugleich individuelle Lernerfahrungen. Die Box zeigt, wie der Wandel gelebt wird, und lässt sich in der Zukunft um neue Module erweitern.
Die Toolbox ist eine Sonderpublikation der Landeshauptstadt Hannover. Ausgezeichnet mit dem German Design Club Award SILVER 2019 in der Kategorie Publishing und dem iF Design Award 2020 in der Kategorie Kommunikation.