Über Werte lässt sich ja viel sprechen. Aber hat sich seit dem Werteprozess auch etwas in der Organisation verändert?
Philipp: Es gibt in jeder Organisation sehr unterschiedliche Personen mit verschiedenen Bedürfnissen und Themen, aber die grundlegenden Fragen sind für alle wichtig: „Was machen wir hier eigentlich und warum? Welche Überzeugungen verbinden uns? Welche Werte teilen wir?“ Ein Werteprozess trägt im ersten Schritt intern zum Selbstverständnis bei und sorgt auch nach außen für Klarheit – das spüre ich seit dem Projekt sehr deutlich.
Maik: Neben der Klärung der eigenen Identität ist uns die pragmatische Sicht wichtig: Eine Wertediskussion muss sich vor allem ins Handeln und den Arbeitsalltag übersetzen lassen. Ich finde es wichtig, dass im Team deutlich wird, was mit den Themen konkret passiert und welche Verbesserungen mit einem solchen Prozess einhergehen. Das ist in diesem Projekt meiner Meinung nach gelungen, da wir an konkreten Entwicklungsthemen gearbeitet haben, die wir nun selbstständig weiterführen. Wie verbessern wir den Wissenstransfer? Wie arbeiten die einzelnen Projektteams miteinander? Der Prozess geht also tatsächlich auch ohne Euch weiter, und das ist ein gutes Ergebnis, finde ich.
Warum habt Ihr den Prozess überhaupt initiiert?
Philipp: Wir haben ja bereits 2020 begonnen, damals sind wir beiden Geschäftsführer zusammen mit der Identitätsstiftung für zwei Tage in die Heide gefahren, zur Klausur, um uns zu sortieren. Wir hatten gerade 10-jähriges Jubiläum und merkten, dass wir unsere Organisation weiterentwickeln möchten. Wir hatten zwar immer schon mit dem Team über Werte und den Sinn des Unternehmens gesprochen – wollten aber diesen Prozess auf neue Füße stellen. Wir hatten das Gefühl, da fehlt uns noch was, auch für unser Selbstverständnis. Da hat es sich angeboten, eine Sicht von außen dazu zu holen und professionelle Beratung.
Maik: Wir sind seit der Gründung stark gewachsen. Am Anfang waren wir wenige Personen, alle konnten miteinander sprechen und voneinander lernen – um einen Tisch sitzend sozusagen. Wenn man wächst, ist der Austausch nicht mehr so einfach, und es fällt schwerer, allen die DNA des Unternehmens transparent zu machen – vor allem neuen Kolleg*innen. Da fehlten uns die Worte und das war der Einstieg. Wir wollten etwas über uns lernen und uns selbst besser erklären können.
Wie habt Ihr die Zusammenarbeit mit uns erlebt?
Maik: Auf Augenhöhe – und herausfordernd. Ihr habt Signale gesendet und uns zum Nachdenken angeregt. Ihr habt uns Klarheit abverlangt und deutlich gemacht, wenn es noch nicht ausreicht. Ihr habt uns nicht aus der Pflicht gelassen, unsere Antworten zu finden. Das hat geholfen und auch Spaß gemacht. Ich hatte das Gefühl, dass Ihr uns steuert und dem Prozess eine klare Richtung gebt, gleichzeitig die Verantwortung für die Inhalte bei uns bleibt. Oder um die alte sokratische Metapher zu bemühen: Ihr wart sozusagen zur Geburtshilfe bei uns.
Philipp: Es geht ja auch viel um den Kontakt miteinander. Wir haben direkt am Anfang gespürt, dass wir eine ähnliche Wellenlänge haben, dass Ihr uns und das Unternehmen versteht. Meine erste Erkenntnis war, dass Ihr nicht mit Antworten, sondern mit Fragen gekommen seid, auch wenn das natürlich besonders am Anfang anstrengend ist. Es handelt sich nicht um einen Prozess, bei dem am Ende auf magische Weise das Ergebnis steht, sondern man braucht gute Methoden und professionelle Moderation dafür.
Die zweite Erkenntnis war: Man kann tatsächlich aus sich selbst heraus auf so ein Ergebnis kommen – deshalb kann ich die Werte heute auch so gut annehmen, da sie wirklich aus uns selbst entwickelt worden sind.
Maik: Auch sehr wichtig war, wie Ihr dem Team entgegengetreten seid. Die Inszenierung vom Teamtag entsprach sehr stark unserer Neoskop-Kultur, so dass das Team sich auf den Prozess einlassen konnte.
Unsere Mitarbeiter*innen sind eher skeptisch, wenn von außen jemand kommt und „Beratung“ macht – da waren die Atmosphäre, der Ort, die Dramaturgie und das Programm sehr entscheidende, weil sie zu unserem Mindset gepasst haben.